Fototour zum Heiligenberg bei Seeheim-Jugenheim

Bereits im Januar diesen Jahres unternahm ich eine spontane Fototour zum Heiligenberg bei Seeheim-Jugenheim. Das Wetter war an diesem Tag etwas durchwachsen und ich wäre wahrscheinlich nicht losgezogen, aber eine Fotokollegin wollte ihre neue Kamera testen und fragte mich, ob ich mitkommen wollte.

Es war Nachmittag als wir nach Jugenheim fuhren, mittlerweile kam sogar manchmal die Sonne raus, sodass wir zuversichtlich waren, das ein oder andere Foto zu schießen. Ausgangsort war der kleine Parkplatz am Nonnenbrunnen im Balkhäuser Tal ( N49.75078, E8.6451 ). Von hier sollen früher die Nonnen ihr Wasser geholt haben und es mit Eseln über den Eselspfad zum Kloster gebracht haben.

Der Heiligenberg

Nonnenbrunnen im Balkhäuser Tal
Nonnenbrunnen

Vom Nonnenbrunnen führt also der Eselspfad auf den Heiligenberg. Der steile Pfad gabelt sich auf halber Strecke, der rechte Abzweig, von unten kommend gesehen, führt Richtung Schloss. Wir entschieden uns jedoch geradeaus, erst einmal Richtung Kreuz zu gehen.

Kreuzgarten

Goldenes Kreuz auf dem Heiligenberg
Goldenes Kreuz

Oben angekommen erstreckt sich die Kreuzwiese vor unseren Füßen und der Blick fällt auf das, im Kreuzgarten stehende und 1866 zum Gedenken an Großherzogin Wilhelmine errichtete, goldene Kreuz. Das mit seinen 8 Metern Höhe von Weitem sichtbar ist.

Neben dem Kreuz steht die 1894 ursprünglich als Mausoleum gebaute Gedächtniskapelle des Hauses Battenberg. Bis zu ihrer Umbettung 1902, war dort die Ruhestätte von Prinz Alexander von Hessen und bei Rhein und seiner Frau Julia von Battenberg. Auf dem jetzigen Grab, vor dem goldenen Kreuz, befindet sich auch ein Gedenkstein für ihren 1979 ermordeten Enkel Louis Mountbatten.

Der Kreuzgarten ist eingezäunt und nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

Zentlinde

Zwischen Kreuz und Klosterruine steht die Zentlinde unter dieser über 800 Jahre alten Sommerlinde (Tilia platyphyllos) tagte vom 13. bis 16. Jahrhundert das Zentgericht. Der mächtige Baum wird durch Stützen und Bänder gehalten und steht innerhalb des Kreuzgartens.

Klosterruine Heiligenberg

Taufbecken in der Klosterruine auf dem Heiligenberg bei Seeheim Jungenheim
Taufbecken in der Klosterruine

Direkt im Anschluss an den Kreuzgarten steht eine Klosterruine, Mitte des 13. Jahrhunderts wurde auf dem Heiligenberg ein Nonnenkloster gegründet. Gestiftet von Konrad II. von Bickenbach und seiner Frau Ruda von Falkenstein. Der Bau diente als Eigenkloster der Herren von Bickenbach und beherbergte unverheiratete und verwitwete weibliche Familienangehörige. 1413 ging es an das Kloster Lorch und den verbleibenden Nonnen wurde untersagt neue Mitglieder aufzunehmen. Bis 1550 gibt es noch urkundliche Belege auf das Kloster. Seinen Niedergang erlebte das Kloster schließlich im Dreißigjährigen Krieg.

Großherzogin Wilhelmine von Hessen und bei Rhein ließ ab 1831 auf den Fundamentresten des Klosters eine künstliche Ruine im Stile der Romantik errichten. Das original gotische Maßwerk stammt aus einer abgerissenen Kirche aus Bensheim Gronau. Der Taufstein aus dem Jahr 1483 und war ursprünglich, genau wie die Grabplatten, aus der nahe gelegenen Bergkirche.

Schloss Heiligenberg und seine Geschichte

Von der Klosterruine führt der Weg weiter, durch den Landschaftspark, vorbei am Schlossteich in dem sich im Frühling tausende von Kaulquappen tummeln zum Schloss Heiligenberg. Von dessen Terrasse der Blick weit in die Rheinebene reicht.

Schloss Heiligenberg
Schloss Heiligenberg

1827 erwarb Großherzogin Wilhelmine von Hessen und bei Rhein den damaligen Gutshof und ließ ihn ab 1831 durch Georg Moller zu einem Schloss umbauen. Nach ihrem Tot hinterließ sie Heiligenberg ihren jüngsten Kindern Marie und Alexander. Alexander heiratete 1851 Julia Hauke und ging damit eine nicht standesgemäße Verbindung ein. Großherzog Ludwig III erhob Julia daraufhin zur Gräfin von Battenberg. Somit wurde Schloss Heiligenberg der Stammsitz der von Battenbergs (engl. Mountbatten).

Das Paar nutzte Schloss Heiligenberg als Sommersitz, den Winter verbrachten sie in ihrem Palais in Darmstadt. Zwischen 1862 und 1886 wurde das Schloss aus- und umgebaut. Als Vorlage für diese Arbeiten dienten Pläne, die Moller bereits 1846 entworfen hatte.

Über die Jahre beherbergte Schloss Heiligenberg zahlreiche hochrangige Gäste aus dem internationalen Adel und der Politik. Darunter auch regelmäßig das Russische Zarenpaar.

1889 wurde Prinzessin Louise von Battenberg, die spätere Königin von Schweden (1950–1965), auf Schloss Heiligenberg geboren. 1920 wurde das Schloss schließlich von Prinz Alexanders Sohn, Louis Mountbatten dem 1. Marquess of Milford Haven (früher Prinz Ludwig Alexander von Battenberg), verkauft.

Ornament an der Tür
Mitte der 1930er-Jahre wurde das Land Hessen Eigentümer und das Anwesen wurde erst von den Nationalsozialisten und später als Lazarett genutzt. Nach Kriegsende und erneutem Umbau beherbergte das Schloss mehrere Fachschulen, bis 2011 war es Sitz des Amtes für Lehrerbildung.

Seit 2012 können sich Paare auf Schloss Heiligenberg das Ja-Wort geben, die Gemeinde Seeheim-Jugenheim hat dafür ein Trauzimmer im Schloss eingerichtet. Ein Restaurant befindet sich ebenfalls im Gebäude und regelmäßig finden kulturelle Veranstaltungen statt.

Parkanlage

Das Russenhaus beherbergte die Gefolgschaft des Zaren
Das Russenhaus

Das Schloss ist von einer Parkanlage umgeben, die zahlreiche exotische Gehölze beherbergt. Neben dem oben erwähnten Kreuzgarten und der Klosterruine befinden sich weitere Bauwerke in der Umgebung. Das Russenhaus welches der Gefolgschaft des Zaren als Unterkunft diente, das Badehaus und das Prinzessinnenhäuschen, ein Spielhaus, welches für die Kinder der fürstlichen Familie gebaut wurde, stehen in unmittelbarer Nähe zum Schloss. Etwas weiter entfernt steht die 1904 erbaute Gärtnervilla.

Ein historischer Laubengang führt zum Rehhäuschen, einer Hütte, welche früher Teil eines Wildgeheges war. Der heutige Unterstand ist ein Nachbau von 2014, die ursprüngliche Hütte wurde vor ein paar Jahren mutwillig angezündet.

Infos zur Fototour

Fotografin am Zaun des Kreuzgartens
Fotografin

Der Heiligenberg lockt mit einer Menge an unterschiedlichen Motiven. Der Zaun um den Kreuzgarten ist eigentlich nicht so hoch, als dass er beim Fotografieren behindert, jedoch ist der Pfad direkt am Zaun zum Teil so ausgetreten, dass es auch mit ca. 1,80 m schwierig wird darüber zu schauen oder zu fotografieren.

Bei unserem Besuch war der Garten direkt beim Schloss geschlossen, bei früheren Besuchen konnte dieser, zumindest teilweise, auch betreten werden. Auch das Spielhaus war abgesperrt. Trotzdem fanden wir genug, was wir auf den Chip bannen konnten.

Ein Besuch lohnt sich zu allen Jahreszeiten, ich war dieses Mal im Winter dort, die kahlen Büsche und Bäume geben den Bildern, wie ich finde, einen ganz besonderen Charakter. Leider war es bei unserem Besuch etwas diesig, sodass wir an diesem Tag die Fernsicht über die Rheinebene nicht so bewundern konnten wie an klaren Tagen.

Der Weg vom Nonnenbrunnen ist nicht barrierefrei, wer nicht gut zu Fuß ist, sollte direkt ans Schloss fahren und von dort die Gegend erkunden. Zufahrt über die Alexanderstraße in Seeheim-Jugenheim.

Bilder der Fototour zum Heiligenberg

Fotos vom 30.01.2022

Quellen und Links

Texte der Schilder auf dem Heiligenberg

https://www.schloss-heiligenberg.de/

https://www.seeheim-jugenheim.de/freizeit-tourismus/aktiv-entdecken/sehenswertes/schloss-heiligenberg/

https://www.bergstrasse-odenwald.de/detail/id=5f2ba27463033a4560d99f55

https://www.bergstrasse-odenwald.de/detail/id=5f2ba27463033a4560d99f59

http://www.hic-sunt-dracones.de/CCC2/heiligenbergh.html

https://www.monumentaltrees.com/de/deu/hessen/darmstadtdieburg/11986_klosterruineaufdemheiligenberg/