Im letzten Jahr habe ich nicht viel Zeit mit der Fotografie verbracht, es waren viele andere Dinge zu erledigen, so dass, wenn ich unterwegs war, die Kamera oft zu Hause blieb. Einen der letzten Tage des Jahres wollte ich aber noch für eine kleine Wanderung nutzen und wählte als Ziel die Burgruine Schnellerts im Odenwald.
Startpunkt der Tour war der Parkplatz Wildgehege (N49.74574, E8.89445) oberhalb des zu Brensbach gehörenden Weilers Stierbach. Von dort nahm ich den Weg Nummer 6 zur Burgruine Schnellerts. Bis zur Burg ist man etwa 40 Minuten, wenn man fotografiert auch länger, unterwegs. Wer nicht so lange laufen möchte, kann sein Auto auch auf dem Parkplatz oberhalb der Ferienhaussiedlung abstellen (N49.74381, E8.89065).
Die Burgruine Schnellerts
Von der einstigen Höhenburg stehen heute nur noch Reste der sechseckigen Ringmauer und ein runder Turmstumpf. Gut sichtbar ist noch der, die Burg umlaufende, Graben. Im Inneren steht eine Schutzhütte mit Informationstafeln über die Burg und den Böllsteiner Odenwald. Tische und Bänke laden zum Verweilen ein.
Geschichte
Wer die Erbauer der Burganlage waren und wann sie errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Jedoch wird die Errichtung der Anlage in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verortet. Als möglicher Erbauer werden die Herren von Rodenstein genannt. Neuere Überlegungen ordnen die Burg auch den Herren von Frankenstein oder dem Umfeld der Grafen von Erbach zu.
Zahlreiche Armbrustbolzen, Pfeilspitzen und Blidenkugeln, die bei Ausgrabungen in der Burg gefunden wurden, sowie Brandspuren deuten auf ein gewaltsames Ende der Burg hin. Im Jahr 1742 wurde die Ruine in den Protokollen eines Erbacher Amtmanns erstmals erwähnt. Lange Zeit galten die Ruinen als römischer Wehrbau, 1886 befasste sich Professor Eduard Anthes (1859-1922) mit der Burg und kam zu dem Ergebnis, dass das Bauwerk aus dem Mittelalter stammt. In den 70er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts fanden Ausgrabungen statt, Fundstücke dieser Grabungen können im „Alten Rat- und Schulhaus“ in Brensbach besichtigt werden. Heute kümmert sich die Forschungsgemeinschaft Schnellerts e.V. um die Ruine.
Sagen und Geschichten
Wie wahrscheinlich um jede Burg ranken sich auch um die Burg Schnellerts einige Geschichten. Die Bekannteste ist die vom „Schnellertsgeist“ auch „Rodensteiner“ genannt. Dieser wohnt in Friedenszeiten im inneren des Schnellertsberges, kommt es jedoch zu kriegerischen Auseinandersetzungen, zieht er mit seinem Geisterheer zur Burg Rodenstein, bei Fränkisch Crumbach, um dem dortigen Herren zu helfen. Am Ende des Krieges kehrt er mit seinem Heer zurück zur Ruine Schnellerts.
Siehe auch: https://www.schnellerts.de/index.php/die-burg-auf-dem-schnellerts/sagen-und-mythen/
Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Rodensteiner
Fotografie
Die Burgruine Schnellerts ist eine kleine Anlage. Wie oben bereits erwähnt, stehen nur noch wenige Mauern. Sicher gibt es aus fotografischer Sicht interessantere Spots. Trotzdem mag ich die Burg, zumal viel Engagement in die Pflege und den Erhalt der Anlage gesteckt wird. Das zeigt sich auch an Kleinigkeiten, wie einem Flaschenöffner, der an der Sitzgruppe befestigt ist, oder einem getöpferten Aschenbecher in Form eines Igels, in der Schutzhütte.
Die meisten Bilder habe ich auf dem Weg dorthin gemacht. Schattige Stellen waren immer noch mit Raureif bedeckt und für einen sonnigen Sonntagnachmittag waren erstaunlich wenige Menschen unterwegs.
Gut zu Wissen:
Die Burg Schnellerts ist frei zugänglich, über den Schnellertsberg führen verschiedene Wanderwege. Vom Parkplatz Wildgehege führt beispielsweise der Rundweg Nr. 6 über die Burgruine, die 5,6 km lange Strecke ist gut ausgeschildert.
Schnellertsmuseum
Höchster Straße 3
Brensbach
Besichtigungen ganzjährig nach telefonischer Vereinbarung.
Weitere Informationen: https://www.schnellerts.de/index.php/museum/
Ich war noch nicht im Museum, da ich, das muss ich zu meiner Schande gestehen, nicht wusste, dass es das gibt, demnächst werde ich ihm aber sicher einen Besuch abstatten.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Schnellerts
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6llsteiner_Odenwald